Frauenpower im Aufwind: Fünf einflussreiche Frauen in der deutschen Finanzwelt

Die Finanzwelt war jahrzehntelang eine Männerdomäne – konservativ, hierarchisch und von alten Netzwerken geprägt. Doch das Bild wandelt sich. Immer mehr Frauen übernehmen Schlüsselpositionen in Banken, Aufsichtsbehörden, FinTechs und Investmenthäusern. Sie prägen die Debatte über nachhaltige Geldanlagen, neue Führungsstile und faire Finanzmärkte. Deutschland, lange als Nachzügler bei der Gleichstellung in der Finanzbranche kritisiert, erlebt in den letzten Jahren einen spürbaren Wandel.

In diesem Artikel stellen wir fünf beeindruckende Frauen vor, die 2025 zu den einflussreichsten Akteurinnen im deutschen Finanzsektor zählen. Sie stehen exemplarisch für eine neue Generation von Führungspersönlichkeiten – kompetent, strategisch, visionär.

1. Claudia Buch – Präsidentin der Bundesbank

Mit der Ernennung zur Präsidentin der Deutschen Bundesbank im Jahr 2023 schrieb Claudia Buch Geschichte. Als erste Frau an der Spitze der mächtigen Notenbank übernimmt sie eine zentrale Rolle in der geldpolitischen Ausrichtung Deutschlands und der Eurozone. Zuvor war sie über neun Jahre lang Vizepräsidentin und prägte vor allem den Bereich Bankenaufsicht.

Claudia Buch ist promovierte Volkswirtin, Professorin und Expertin für Finanzstabilität. Ihre Haltung gilt als analytisch, sachlich und vorsichtig – sie steht für eine Politik der ruhigen Hand. Im Kontext von Inflation, Zinssenkungen und geopolitischer Unsicherheit bleibt sie eine Stimme der Vernunft in einem zunehmend nervösen Marktumfeld.

Ihre größte Leistung? Sie schafft es, technokratische Themen wie Finanzregulierung oder Bankenkrisen einem breiteren Publikum verständlich zu machen – ohne populistisch zu werden. Damit wird sie nicht nur zur Hüterin der Preisstabilität, sondern auch zur Brückenbauerin zwischen Zentralbank und Öffentlichkeit.

2. Kristina Walcker-Mayer – CEO von Nuri (ehemals)

Auch wenn das Berliner Krypto-Start-up Nuri 2022 Insolvenz anmelden musste, bleibt Kristina Walcker-Mayer eine der prägendsten weiblichen Persönlichkeiten der deutschen FinTech-Szene. Die ehemalige CEO gilt als mutige Innovatorin, die früh die Verbindung zwischen traditionellem Banking und Kryptowährungen suchte – und auch nach dem Nuri-Aus nicht aufgegeben hat.

2024 gründete sie mit anderen ehemaligen Führungskräften ein neues Projekt namens „FinVision“, das auf Bildung und Zugang zu digitalen Finanzinstrumenten setzt – vor allem für Frauen, Migrant*innen und junge Erwachsene. Ihr Ziel: eine Finanzwelt, die inklusiver, transparenter und technologiegetriebener ist.

Kristina Walcker-Mayer ist nicht nur Unternehmerin, sondern auch gefragte Rednerin auf Panels und Konferenzen, Mentorin im Female Founders Programm und Vorbild für viele junge Frauen, die sich in der digitalen Finanzwelt etablieren wollen.

3. Elke König – Aufseherin auf europäischer Bühne

Elke König ist eine der erfahrensten und einflussreichsten Aufseherinnen im europäischen Finanzsystem. Als Vorsitzende des Einheitlichen Abwicklungsausschusses (SRB) war sie von 2015 bis 2023 dafür verantwortlich, gescheiterte Banken im Euroraum kontrolliert abzuwickeln – eine hochkomplexe und sensible Aufgabe.

Auch wenn sie mittlerweile in den Ruhestand gewechselt ist, bleibt ihr Einfluss spürbar. Ihre klaren Worte zur Bedeutung von Eigenkapitalpuffern, ihrer Kritik an zu laxen Risikomodellen und ihre Standhaftigkeit gegenüber Lobbygruppen machten sie zur Respektsperson – auch international.

In Deutschland bleibt sie eine Mahnerin für mehr regulatorische Disziplin und eine nachhaltige Bankenstruktur. Sie zeigt, dass Integrität, Fachwissen und Durchsetzungskraft auch jenseits der großen Vorstandsetagen Eindruck hinterlassen – und das System prägen können.

4. Kristina Jeromin – Stimme für nachhaltige Finanzmärkte

Kristina Jeromin steht für ein Thema, das in der Finanzwelt lange belächelt wurde und nun im Zentrum steht: nachhaltige Geldanlage und ESG-Investments. Als ehemalige Leiterin der Nachhaltigkeit bei der Deutschen Börse und Geschäftsführerin des Green and Sustainable Finance Cluster Germany ist sie eine der bekanntesten Stimmen in der Debatte um „grünes“ Finanzwesen.

Seit 2021 engagiert sie sich politisch bei Bündnis 90/Die Grünen und bringt ihre Finanzexpertise aktiv in die öffentliche Debatte ein. Ihre Vision: Ein Kapitalmarkt, der Klimarisiken berücksichtigt, den gesellschaftlichen Wandel fördert und nicht nur auf kurzfristige Rendite schielt.

2025 gilt sie als eine der Architektinnen für das neue ESG-Rating-Regelwerk in Deutschland. Durch ihre Rolle als Brückenfigur zwischen Wirtschaft, Regulierung und Politik hat sie einen nachhaltigen Einfluss auf die Finanzkultur im Land.

5. Carola von Schmettow – Langjährige DAX-Managerin und Role Model

Carola von Schmettow ist seit Jahrzehnten eine feste Größe in der deutschen Finanzwelt. Als ehemalige Vorstandsvorsitzende der HSBC Trinkaus & Burkhardt AG und langjährige Aufsichtsrätin (u. a. bei Thyssenkrupp, E.ON und Linde) hat sie bewiesen, dass Frauen sich in Spitzenpositionen langfristig behaupten können – auch in einem von Männern dominierten Umfeld.

Ihr Führungsstil gilt als verbindlich, strategisch und verantwortungsvoll. Sie engagiert sich stark für Diversität in Vorständen und ist Mentorin für zahlreiche junge Managerinnen in Ausbildung. Auch nach ihrem Rückzug aus operativen Rollen bleibt sie in Thinktanks und Stiftungsgremien aktiv.

Carola von Schmettow zeigt: Karriere und Werteorientierung schließen sich nicht aus. Sie steht für Kontinuität, Integrität – und für den langen Atem, den Wandel in großen Organisationen braucht.

Die Zukunft ist weiblich – auch in der Finanzwelt

Ob Notenbank, Start-up, Aufsicht oder ESG-Initiative – Frauen übernehmen 2025 in der deutschen Finanzwelt zunehmend Schlüsselrollen. Sie gestalten nicht nur aktiv mit, sondern verändern auch die Strukturen und Prioritäten innerhalb der Branche. Weg von rein kurzfristiger Profitmaximierung, hin zu mehr Nachhaltigkeit, Transparenz, Diversität und gesellschaftlicher Verantwortung – das ist der Kurs, den viele weibliche Führungspersönlichkeiten verfolgen.

Doch trotz positiver Entwicklungen bleibt noch viel zu tun. In den Vorständen der DAX-40-Unternehmen liegt der Frauenanteil weiterhin bei unter 20%. In den Bereichen Asset Management und Venture Capital ist der Anteil weiblich geführter Fonds noch deutlich geringer. Besonders in der Start-up- und FinTech-Szene fehlt es oft an weiblichen Gründungsmitgliedern, was nicht zuletzt auf mangelnden Zugang zu Netzwerken und Kapital zurückzuführen ist. Hinzu kommen strukturelle Hürden in der Finanzbildung: Finanzkompetenz wird in der Erziehung, in Schulen oder Medien noch immer zu selten als gleichwertig weiblich dargestellt – stereotype Rollenbilder halten sich hartnäckig.

Gerade deshalb ist es entscheidend, Vorbilder wie Claudia Buch, Kristina Walcker-Mayer, Elke König, Kristina Jeromin und Carola von Schmettow sichtbar zu machen. Sie zeigen, dass Fachwissen, Leadership und strategische Weitsicht geschlechtsunabhängig sind – und dass Frauen die Finanzwelt mit neuen Impulsen bereichern.

Wenn Deutschland seine Finanzwirtschaft wirklich zukunftsfähig aufstellen will, braucht es diese Vielfalt nicht nur in Debatten und Quoten, sondern in konkreten Führungspositionen und Entscheidungsgremien. Die gute Nachricht ist: Der Wandel hat begonnen – und er ist nicht mehr aufzuhalten.

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